Prophylaxemaßnahmen
Die optimale Fütterung der trockenstehenden Kuh und eine bedarfsgerechte Vorbereitung auf die anstehende Kalbung ist der Grundstein für die kommende Laktation. Ein defensives Angebot an Kalzium in der Trockenstehzeit kann zur Anregung der Regelmechanismen führen, um Kalzium aus körpereigenen Reserven zu mobilisieren.
Neben grundsätzlichen Fehlern in der Kalziumversorgung der trockenstehenden Tiere (z.B. zu hohe Kalziumgehalte der Ration) begünstigen auch erhöhte Kaliumgehalte (v.a. in Grassilagen und Weidegang bei Gülledüngung) das Entstehen der Krankheit. Deshalb gilt:
Vorbeugen ist besser als heilen!
Bei oralen Kalziumgaben gilt: Anorganisch ist effektiver als organisch!
Für die Auswahl der geeigneten oralen Kalziumgabe für Ihren Betrieb, sollten Sie 5 Dinge wissen, denn:
- Kalzium ist nicht gleich Kalzium! -
Die verschiedenen Kalziumverbindugnen enthalten unterschiedliche Mengen an Kalzium. Der Kalziumanteil variiert zwischen 18 % und 40 %.
Beim Vergleich verschiedener Produkte zur oralen Kalziumgabe muss deshalb darauf geachtet werden, tatsächlich den Gehalt an Kalzium zu vergleichen und nicht etwa das Gewicht der Kalziumverbindungen.
Für eine effektive Milchfieberprophylaxe bzw. Therapieunterstützung sollten pro Gabe 40 g Kalzium verabreicht werden.
Bei oraler Gabe gilt: Anorganische Kalziumverbindungen sind effektvoller als Organische!
Anorganische Kalziumverbindungen sind Ca-Chlorid, Ca-Sulfat, Ca-Phosphat und Ca-Carbonat. Die drei zuerst genannten Kalziumverbindugen haben einen anionischen Effekt (saure Salze): Die starken Anionen, die mit dem Kalzium verbunden sind, führen zu einer leichten Ansäuerung des Blutes (metabolische Azidose), wodurch die Aufnahme des Kalziums aus dem Darm ins Blut gefördert wird.
Das verbessert nicht nur die Nutzung des eingegebenen Kalziums, sondern hilft der Kuh zusätzlich bei der Umstellung ihres Stoffwechsels auf „Kalziumnutzung“.
Die Eingabe eines Bolus stellt eine einfache, sichere und effektive Form der Verabreichung dar. Die gesamte Menge an Inhaltsstoffen wird dem Tier ohne Verluste zur Verfügung gestellt: Es wird nichts verschüttet, Hände und Kleidung bleiben sauber und die Eingabe erfolgt einfach und schnell. Das kommt sowohl Ihnen als auch dem Tier zugute.
Grundregeln für eine sichere Eingabe:
- Verabreichung der Boli nur an stehenden Kühen mit ungestörtem Schluckreflex
- Ruhiger Umgang mit der Kuh
- Den Bolus aus der Plastikhülse stülpen und bis zum Anschlag in den Eingeber drücken.
- Den Kopf der Kuh fixieren und das Maul mit einer Hand öffnen. Mit der anderen Hand den Eingeber vorsichtig in Richtung Schlund führen.
- Warten Sie einen Moment (2 bis 3 Sekunden). Das Tier schluckt den Bolus freiwillig ab. Anschließend den Eingeber vorsichtig zurückziehen.
Eine Kalziuminfusion – ob prophylaktisch oder therapeutisch eingesetzt – führt zu einem schlagartigen Anstieg des Blutkalziumspiegels, der jedoch nur wenige Stunden anhält. Die hohen Blutkalziumwerte, die dabei erreicht werden, halten die Kuh zunächst davon ab, ihre eigenen Reserven anzugehen und den Stoffwechsel auf Kalziumnutzung umzustellen.
In der Folge kann es nochmals zu einem Absinken des Blutkalziumspiegels auf subnormale oder hypocalcämische Werte kommen. Um das zu verhindern, sollte die Therapie einer Milchfieberkuh mittels Infusionen mit der oralen Eingabe von Kalziumverbindungen mit ansäuerndem Effekt ergänzt werden, sobald die Kuh wieder steht.
Die prophylaktische Gabe von Kalzium per Infusion sollte kritisch hinterfragt werden.
Auswirkungen einer Kalziuminfusion auf die Kalziumkonzentration im Blut
Kalzium spielt eine wichtige Rolle bei der Muskelkontraktion. In den letzten Jahren wurde immer häufiger beobachtet, dass der Kalziumspiegel schon vor der Geburt deutlich absinkt. Das kann den Ablauf der Geburt beeinflussen und behindern. Daher sollten prophylaktische Ca-Gaben bereits bei den ersten Geburtsanzeichen verabreicht werden.
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Eng verbunden mit dem Kalziumhaushalt muss auch der Phosphorstoffwechsel rund um die Geburt abrupt umgestellt werden. Phosphor ist der Mineralstoff, der die meisten biologischen Funktionen der Kuh beeinflusst.
Vor allem bei Milchkühen mit hohen Milchleistungen ist häufig ein deutlicher Phosphormangel im Blut nach Einsetzen der Laktation festzustellen, bedingt durch den massiven Phosphatabstrom ins Euter auch bei gesunden Kühen. Aus diesem Grund ist in immer mehr Herden eine kombinierte Maßnahme zur Kalzium- und Phosphorprophylaxe um die Geburt empfehlenswert.